Diskriminierung melden

Netzwerk Migrationsgeschichte tagt in Bregenz und zeigt sich alarmiert

Am 12. und 13. Juni 2025 traf sich das Österreichischen Netzwerks für Migrationsgeschichte zur Jahrestagung im vorarlberg museum Bregenz – zu einem Zeitpunkt, da die Arbeit im Themenfeld zunehmend unter Druck gerät. Das Netzwerk, getragen von 160 Organisationen und Institutionen aus Wissenschaft, Archiven, Museen und NGOs fördert den Austausch zwischen Archiven, Museen und Forschungseinrichtngen zur Praxis des Sammelns, Dokumentierens, Archivierens, Ausstellens und Erforschens von Migrationsgeschichte. Wie nah dieses gemeinsame Interesse an einem Kampf ist, der sich gegen strukturelle Kürzungen und einen zunehmend rechtslastigen Diskurs richtet, wurde bei der Tagung am Bodensee einmal mehr deutlich. 

Kulturerbe im Spannungsfeld

Im Vorfeld der Tagung luden die österreichische UNESCO Kommission und das vorarlberg museum dazu ein, die Möglichkeiten und Grenzen der Erweiterung des immateriellen Kulturerbes unserer vielfältigen Gesellschaft zu diskutieren. Der Schutz von immateriellem Kulturerbe - also Traditionen, Kunsthandwerken, Praktiken - basiert auf der Unesco Konvention von 2003, der 184 Staaten beigetreten sind, darunter Österreich. Wie in einer Einwanderungsgesellschaft auch neue und sich wandelnde Praktiken kulturellen Wissens Eingang in die bislang 179 Einträge auf der österreichischen Liste zum Kulturerbe finden können und sollen, war Thema einer kontroversen Diskussion. Generalsekretät Martin Fritz betonte in seinem Beitrag die Bedeutung der Aufnahme einer Sammlung aus dem DAM  - Hier zuhause. Migrationsgeschichten aus Tirol, die im Dezember 2024 feierlich aufgenommen wurde. Die vielschichtigen Diskussionen machten das Spannungsfeld zwischen Retraditionalisierung, Homogenisierung und dem notwendigen Aufbrechen nationaler Container in einem Klima zunehmender rassistischer und rechter Gewalt deutlich, in dem sich das Bemühen um eine Ausweitung des immateriellen Kulturerbes bewegt. "Kontroversen und Spannungsfelder in bestehenden Praktiken sind uns bewusst und es ist notwendig, diese aufzuzeigen. Wir müssen hier in eine gemeinsame Reflexion und Entwicklung kommen," so Martin Fritz.

Im weiteren Verlauf thematisierte die Tagung Praxen des Sammelns, soziale Medien als neue migrationsgeschichtliche Quellen und die Auseinandersetzung mit antimigrantischen, rechtsextremen Positionen. Deutlich wurde, dass vor allem in Zeiten aktueller oder bevorstehender Kürzungen und eines verengten Diskurses, Zusammenarbeit und Solidarität nicht nur wichtige Stützen für die alltägliche Aufgaben sind, sondern auch eine Form politischen Handelns. 

Schock und Solidarität

So schockierte die Nachricht vom Aus für die Antidiskriminierungsstelle Steiermark die Teilnehmenden. Sie fiel - wie weitere Sozialeinrichtungen in der Steiermark - der Kahlschlagpolitik der FPÖ - Regierung zum Opfer, wie auch der Standard berichtete.  Die Mitglieder des ÖNM erklären sich solidarisch mit dieser vorbildhaften Stelle – deren Arbeit gerade jetzt unverzichtbar ist - und setzen mit ihrer öffentlichen Solidaritätserklärung ein deutliches Zeichen. 

Das Netzwerk Migrationsgeschichte ist eine offene Plattform, wir freuen uns, wenn Sie sich mit einem E-Mail (Titel, Namen, Name der Einrichtung ) an netzwerk@migrationsgeschichte.at der Solidaritätserklärung anschließen. Sie können sich auch gern in die Mailingliste des Netzwerkes eintragen, wenn Sie dabei sein oder laufende Informationen erhalten möchten: https://lists.uibk.ac.at/sympa/info/netzwerk-migrationsgeschichte

Vorausschau: Nächste Jahrestagung des Österreichischen Netzwerks für Migrationsgeschichte: 11.&12. Juni 2026 im Graz Museum

Nähere Infos zum Netzwerk: www.migrationsgeschichte.at

Solidarnote pdf

 

 

Christina Hollomey-Gasser (DAM) und Dirk Rupnow (LFU Innsbruck) führten durch die Tagung.

Das Österreichische Netzwerk für Migrationsgeschichte zu Gast im vorarlberg museum.